Montag, 26. März 2012

Der Gedanke der zu laut war...



...ist mein ständiger Begleiter. Er ist Gift ähnlich, einem Unbekannten mit unbekannten Folgen. Ich habe gelernt mich nicht dagegen zu wehren, ich verstehe. Aber verstehen heißt nicht handeln. Nein, lieber quäle ich mich, indem er mein Denken bestimmt und andere Prozesse lahmlegt, in und außerhalb von mir.



Ich sitze in der S-Bahn, während die Sonne ihre letzten Strahlen in alle Richtungen zerstreut, habe das Gefühl im Mittelpunkt der Verblendung zu stehen... dennoch blicke ich sie an. Ich weiß, dass die Sonne mich blendet, ich spüre die kommende Blindheit und dennoch versuche ich sie solange wie möglich anzustarren ohne zu blinzeln. Selbstverständlich versage ich. Der Zug hält genau an einer Uhr. Die Uhr ist das was ich am wenigsten auf dieser Welt leiden kann. Denn schöne Momente sind immer von kurzer Dauer, auch wenn das oftmals eine Frage des Gefühls ist, meines Gefühls. Er kommt nicht langsam, er ist auch nie gegangen, selbst die Trunkenheit vermag ihn nicht zu verdrängen, nur stumm zu schalten. Jetzt ist er da, der Gedanke, der zu laut ist. Die Ansage der S-Bahn ist zu einem Rauschen geworden. Psychisch eingeschlossen. An den Wänden nach und nach immer wieder derselbe Satz.

"Ein Leben, welches leben unmöglich macht, fordert seine Opfer."

Viele Menschen musste ich in letzter Zeit vernachlässigen, Gefühle sind auf der Strecke geblieben. Das wirkliche Leben spielt sich nun einmal im Terminformat ab. Schule, Uni, Jobs, all dies verlangt viel Zeit. Soviel Zeit, dass ich diesen existenziell notwendigen Dingen so viel Aufmerksamkeit verleihe, so dass ich manchmal vergesse was das wirkliche Leben ist. Das Wochenende ist mir vielleicht ein guter Ausgleich. Doch die bevorstehenden fünf Tage fordern ihren Tribut. Ein Tribut den ich nicht länger gewillt bin auszurichten. Ich sehe nicht ein, gesellschaftliche und soziale Konventionen zu meinem Lebensinhalt werden zu lassen. Dieser Gedanke, an all die Opfer, Menschen die mir viel bedeuten, diese irgendwann zurückzulassen ist unerträglich. Ich mache niemanden verantwortlich. Deswegen bedeutet Leben immer eine gewisse Verantwortung. Dazu gehört es auch eine Uhr, als System der Ordnung, den zu lauten Gedanken, als System der Frühwarnung schätzen zu lernen.

Nur nicht heute.

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